Bertelsmann-Studie zu Ganztagsschulen für Thüringen wenig aussagekräftig
Tischner: Rund 500 Ganztagsschulen im Freistaat bleiben unberücksichtigt
Erfurt - "Die Studie hat für Thüringen nur wenig Aussagekraft, denn es wurden ausschließlich gebundene Ganztagsschulen untersucht, also Schulen, in denen der Besuch der Nachmittagsangebote für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtend ist. Das ist in Thüringen nur ein sehr kleiner Teil der Ganztagsschulen." Das erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, zu dem am heutigen Donnerstag veröffentlichten Ländervergleich der Bertelsmann-Stiftung zur personellen Ausstattung gebundener Ganztagsschulen.
In einer gebundenen (verpflichtenden) Ganztagsschule findet auch am Nachmittag regulärer Unterricht statt, deshalb kann die Teilnahme nachmittags nicht freiwillig sein. In Thüringen gibt es derzeit 140 solcher Schulen, wobei 81 davon Förderschulen sind. Tatsächlich bezieht sich die Studie also auf 24 Grundschulen, 9 Regelschulen, 17 Gemeinschaftsschulen, 6 Gymnasien und 3 Gesamtschulen. Für die 24 gebundenen Ganztagsgrundschulen zeigt die Studie, dass Sachsen und Thüringen diese Schulen deutlich besser ausstatten als praktisch alle großen westdeutschen Flächenländer. Der eigentliche Punkt sei aber, so Tischner, dass die rund 500 offenen Ganztagsschulen völlig außen vor blieben. Denn in Thüringen sind mehr als die Hälfte aller Schulen offene Ganztagsschulen (499 von 902 Schulen).
Tischner sieht diese Fokussierung auf gebundene Ganztagsschulen sehr kritisch. "Wir sprechen uns ausdrücklich für eine Weiterentwicklung offener Ganztagsangebote aus, in denen die Nachmittagsangebote freiwillig sind. Denn Schüler sollen auch die Zeit haben, in Vereinen, Feuerwehren oder Musikschulen aktiv zu sein und ihre Freizeit am Nachmittag selbst zu gestalten. Eltern müssen weiterhin das Recht behalten, zwischen einer ganztägigen Betreuung in der Schule und außerschulischen Angeboten wählen zu können." Tischners Fazit lautet daher: "Ganztagsbetreuung bietet viele Chancen, aber die Schulen sollten keine Monopolisten für die Freizeitgestaltung werden und den Eltern ihre Eigenverantwortung auch nicht immer weiter abnehmen."
Ebenfalls unberücksichtigt bleibe die Tatsache, so Tischner, dass alle Grundschulen in Thüringen Ganztagsschulen sind und die Horte an Thüringer Grundschulen eine hervorragende Arbeit leisten. Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigten deutlich, dass Nachmittagsangebote noch besser angenommen werden, wenn Schule und regionales Umfeld eng miteinander verzahnt sind und beispielsweise auch ortsansässige Vereine in das Nachmittagsangebot eingebunden werden. "Mit den Modellprojekten zur Weiterentwicklung der Thüringer Grundschulen war man hier auf einem richtigen Weg. Die rot-rot-grüne Landesregierung dreht diese positive Entwicklung nun leider zurück", so Tischner abschließend.
Kristina Scherer
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit