Auswärtige Klausurtagung: CDU-Fraktion diskutiert über Flüchtlingskrise und Religion

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01.06.2016
Erfahren Sie mehr über Prof. Dr. Bernhard Vogel

Auswärtige Klausurtagung: CDU-Fraktion diskutiert über Flüchtlingskrise und Religion

Vogel: CDU einzige Partei, die Not der Flüchtlinge und Ängste der Bürger im Blick hat

Erfurt/Cadenabbia - Über die Flüchtlingskrise und eng damit verknüpft über religiöse Fragen diskutierten die Abgeordneten der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag am Montag und Dienstag während ihrer auswärtigen Klausurtagung in Cadenabbia. In der internationalen Begegnungsstätte Villa La Collina kamen sie ins Gespräch mit der deutschen Botschafterin am Heiligen Stuhl und Merkel-Vertrauten Annette Schavan und dem Sozialethiker und Theologen Prof. Dr. Markus Krienke von der Universität Lugano. Als weiterer Gesprächspartner stand den Abgeordneten Bernhard Vogel als Ehrenvorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Verfügung, der die Oppositionsarbeit der Landtagsfraktion ausdrücklich lobte.

Thüringens früherer Ministerpräsident war es auch, der dazu aufrief, die Debatte mit der AfD um den richtigen Weg in der Flüchtlingspolitik inhaltlich und nicht durch bloße Ausgrenzung zu führen: “Wir dürfen keine Bunker-Mentalität bei den Anhängern der AfD entstehen lassen. Es gibt keinen Grund, die Sympathisanten dieser Partei unter den Generalverdacht zu stellen, sie seien Nazis.” Stattdessen riet Vogel der Union zu einem selbstbewussteren Auftreten in dieser Frage: “Wir sind die einzige Partei, die sowohl die Not der Flüchtlinge als auch die Ängste der Bürger im Blick hat.”

Diese Einschätzung teilte auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Mike Mohring: “Zwischen Ramelows Einladung, jeden zum Neubürger zu machen, und dem undifferenzierten Getöse der AfD ist es unsere Aufgabe als christliche Partei, unser Handeln nach der Maxime der Barmherzigkeit auszurichten und uns gleichzeitig einen besonnenen Blick auf alle Schwierigkeiten zu bewahren”, sagte Mohring.


Ebenfalls vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise analysierte Prof. Markus Krienke am Folgetag die aus seiner Sicht entscheidenden Reibungspunkte zwischen Christentum und Islam. Der Theologe verwies dazu auf die grundsätzlich universelle Perspektive der Religionen. Sie müssten jedoch erkennen, dass sie ihren umfassenden ideellen Geltungsanspruch nur durchsetzen könnten, wenn sie ihrerseits andere Religionen und deren Ansprüche anerkennen, so der Theologe. “Das Christentum und der Islam müssen deshalb gemeinsam diskutieren: Was bedeutet Demokratie, was bedeutet Rechtsstaatlichkeit?”, so Krienkes Rat.


Diesen Aufruf zum Dialog mit dem Islam stellte auch Annette Schavan in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. “Die Alternative zum Dialog führt zur Zerstörung der freiheitlichen Gesellschaft. Die größte Angst vor dem Islam haben die, die selbst an nichts glauben”, verwies die Botschafterin auf die Positionierung der AfD als anti-religiöse Partei. “Die CDU ist angetreten, weil sie keine Angst vor der Religion hat: Sie steht dafür, die Religion nicht zu klein werden zu lassen, aber gleichzeitig zu verhindern, dass sie zu groß wird. Die Zivilisierung von Religion hat sich im Laufe der Jahrhunderte als überlebenswichtig erwiesen”, warnte Schavan vor der Gefahr einer “Orthodoxierung” der Religionen.


Abgerundet wurde der Aufenthalt durch ein wirtschaftspolitisches Gespräch und einen Firmenbesuch beim Traditionsunternehmen Caffè Chicco d´Oro, dem zweitgrößten Kaffeeröster der Schweiz. "Hier zeigt sich eindrucksvoll, wie man dank starker regionaler Verankerung auch im internationalen Wettbewerb bestehen kann, wenn man die Philosophie eines Familienunternehmens konsequent lebt", zeigte sich Mohring während des Firmenbesuchs beeindruckt: "Diese Philosophie entspricht auch unserem Verständnis von politischem Handeln und guter Fraktionsarbeit."