Rosin: Konzentration auf Schul- und Unterrichtsqualität erforderlich
Erfurt - „Den Grundschulen fehlen die Voraussetzungen, um für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen. Sie sind an ihrer Leistungsgrenze angelangt.“ Das erklärte die CDU-Bildungspolitikerin Marion Rosin zur aktuellen IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung). Rosin forderte eine Konzentration auf die Schul- und Unterrichtsqualität, die Einrichtung von Vorschaltklassen für nicht Deutsch sprechende Kinder und den Erhalt kleiner Grundschulen, um den Abwärtstrend zu stoppen und wieder umzukehren. Der Studie zufolge erreichte jeder achte Viertklässler 2016 in Deutschland beim Lesen nicht einen bestimmten Mindeststandard. Für die Bereiche Zuhören und Orthografie seien „signifikant negative Trends zu verzeichnen, die größer ausfallen“.
Insgesamt sei die Schülerschaft an Grundschulen heterogener geworden, als dies noch 2001 der Fall war, stellen die Autoren der aktuellen Studie fest. Es seien mehr Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an den Regelschulen sowie mehr Kinder mit Migrationshintergrund. Dieser Umstand stellt Rosin zufolge die Grundschulen vor unlösbare Aufgaben. „Nach der Inklusion sollen die Grundschulen jetzt auch noch die Integration von Kindern mit einem völlig anderen kulturellen Hintergrund leisten.“
Insgesamt erhält der Studie zufolge nur ein Drittel der leseschwachen Schülerinnen und Schüler in Deutschland eine zusätzliche schulische Förderung im Lesen. „Dies ist ein Offenbarungseid, wenn man bedenkt, dass im Thüringer Schulgesetz der Anspruch auf individuelle Förderung eines jeden Schülers normiert ist. Die Thüringer Grundschulen müssen aber auch in die Lage versetzt werden, diesen Anspruch zu erfüllen“, so Rosin.
Die Abgeordnete warb für den bundesweiten Vorlesetage, der kürzlich wieder stattgefunden hat. Er trägt nach ihrer Überzeugung dazu bei, Begeisterung für das Lesen und Vorlesen zu wecken und Kinder bereits früh mit dem geschriebenen und erzählten Wort in Kontakt zu bringen. Rosin wörtlich: „Vielen Kindern wird zuhause nicht mehr Vorgelesen, sie werden häufig schon früh mit Handys und Tablets allein gelassen. Allerdings wird durch das Vorlesen zum einen der Kontakt zwischen Kindern und Eltern vertieft und zum anderen dienen sie als Vorbild und vermitteln so den Kindern Lesefreude, damit sie später mit mehr Begeisterung selbst zu Büchern, Zeitungen oder E-Books greifen.“
Kristina Scherer
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit