2019 wird für Thüringen ein Superwahljahr sein, eigentlich ein Fest der Demokratie. Wir wählen die Kommunalparlamente, Ortsteilbürgermeister und Ortsteilräte, das Europäische Parlament und schließlich den 7. Thüringer Landtag. Im Idealfall geht es dabei um den Wettstreit um die besten Konzepte für unsere Kommunen, Ortsteile, Europa und unseren Freistaat. Die Versuchung, die politischen Mitbewerber dabei zu dämonisieren, ist freilich groß. Deshalb war es kein guter Auftakt für das Wahljahr, als die LINKE-Fraktions- und Landesvorsitzende diesen Herbst behauptete, Thüringen habe die Wahl zwischen Bodo Ramelow und der Barbarei. Der Barbar war im Altertum derjenige, dessen Sprache man nicht verstand. Sprachgeschichtlich wurde daraus eine abwertende Bezeichnung für das Fremde. Ein diskriminierender Begriff also. Und das aus einer politischen Richtung, die sich sonst viel darauf ein-bildet, gegen jede Form von Diskriminierung zu sein. Schrille Töne kommen auch von rechts außen, wenn der Thüringer AfD-Fraktions- und Landesvorsitzende die Konkurrenz als Hysteriker, Schizophrene oder Psychopathen niedermacht. Ein guter Vorsatz ist mir für das neue Jahr daher besonders wichtig: Ich will mich von dieser Art politischer Auseinandersetzung nicht anstecken lassen. Demokratisch gewählte Politiker sollten sich wechselseitig zubilligen, das Beste für unser Land zu wollen. Denn wenn wir alle miteinander nicht mehr reden, urteilen, ohne zuzuhören, gar glauben, die Wahrheit gepachtet zu haben, dann geraten wir tatsächlich auf eine gefährlich abschüssige Bahn. Und die führt dorthin, wo wir nie hin wollten: in die Barbarei.