Eltern zweifeln: Schreiben lernen nach Gehör?

Wer kann am Ende der Grundschule fehlerfreier schreiben? Kinder, die Lesen und Schreiben nach der klassischen Fibel-Methode gelernt haben, bei der von Anfang an auf korrekte Schreibweise geachtet wird? Oder sind es die Kinder, die nach Gehör Schreiben gelernt haben? Diese Frage bewegt deutschlandweit viele Eltern, und sie haben dazu eine ziemlich klare Meinung. Das hat jetzt eine aktuelle, von der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzendenkonferenz in Auftrag gegebene Schulstudie mit mehr als 4000 Befragten ergeben. 56 Prozent sagen, „Schreiben lernen nach Gehör“ erschwert das Erlernen und nur 17 Prozent glauben, dass es dadurch besser geht.

Audio-Statement von Christian Tischner

Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag will es genau wissen und fordert die Landesregierung auf, die Ergebnisse der beiden Unterrichtsmethoden am Ende der Grundschulzeit zu erfassen. „Eltern und weiterführende Schulen erwarten, dass die Kinder am Ende der Grundschulzeit die grundlegenden Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen möglichst zuverlässig beherrschen. Auf dieses Kerngeschäft müssen sich die Schulen konzentrieren“, begründete der bildungspolitische Sprecher der Thüringer CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, die Forderung.

Für die Grundschulexpertin der Unionsfraktion, Marion Rosin, gibt es gute Gründe für die Skepsis der Eltern. Sie passt zu einem beunruhigenden Trend. Eine Studie des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen hatte Ende letzten Jahres ergeben, dass Grundschüler heute schlechter lesen, schreiben und rechnen als noch wenige Jahre zuvor. „Wir wollen wissen, welchen Anteil daran die umstrittene Methode beim Einstieg in die Schriftsprache hat. Es gibt Hinweise, dass viele Grundschüler die erforderliche Reife noch gar nicht haben und gerade Kinder mit schwierigem familiären Hintergrund das Nachsehen haben“, so Rosin.

Die CDU-Fraktion warnt laut Tischner insgesamt vor der Überforderung der Grundschulen. So sollen Eltern selbst entscheiden können, ob ihre Kinder eine Förderschule besuchen sollen, wenn es Förderbedarf gibt. Schulpflichtige, die noch kein Deutsch verstehen, sollen es zunächst in Vorschaltklassen lernen. „Fehler in der Grundschule lassen sich später nur schwer korrigieren. Das sollte der Experimentierlust Grenzen setzen, vor allem im Interesse der Kinder“, so Tischner.