Die Schaufensterscheibe ist schon mit Spezialfolie abgeklebt. Ein Tresor für die Drogen ist ebenso wie eine Analysewaage bereits angeschafft. Und der dazugehörige Sozialarbeiter wird schon seit Mai 2018 vom Land finanziert. In einem kleinen Büro in der Erfurter Löberstraße sollen Drogensüchtige demnächst ihren Stoff auf den Reinheitsgehalt an berauschenden Substanzen überprüfen lassen. Kostenlos und straffrei – so die Hoffnung im linksregierten Thüringer Sozialministerium.

Noch aber gibt es Probleme mit der staatlich finanzierten Qualitätskontrolle von Heroin, Kokain und Marihuana. „Bevor eine laborgestützte Analyse von Substanzen möglich ist, muss der rechtliche Rahmen abschließend geklärt werden. Insbesondere bedarf es der Zustimmung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte zu dem Vorhaben“, heißt es in einer Antwort von Sozialministerin Heike Werner an den CDU-Gesundheitsexperten Christoph Zippel. Im Klartext: Die Landesregierung bewegt sich mit ihren Plänen in einer rechtlichen Grauzone. Denn bislang gilt, dass staatliche Stellen illegalen Drogenkonsum nicht fördern dürfen – etwa indem sie den Reinheitsgrad des Stoffs testen und die Szene beraten. Offiziell dient das Serviceangebot der Gesundheitsprävention der Süchtigen. Die Theorie: Sie könnten geschützt werden, indem sie vor verunreinigten Rauschmitteln oder zu hoch konzentrierten Drogen gewarnt werden. Vielleicht könnte die Halbtagskraft im Drogenbüro auch mit den Süchtigen über Wege aus ihrer Sucht ins Gespräch kommen. Doch nicht nur Zippel fragt, wie realistisch solche Szenarien sind. „Welcher Süchtige aus Jena, Heiligenstadt oder Pößneck fährt denn bis nach Erfurt, um seinen eben erworbenen Stoff testen zu lassen?“ Zumal ein kleiner Teil der Substanz im Analyseverfahren verbraucht werde. „In der Praxis wird das eine Serviceleistung für die Wiederverkäufer, die Drogenhändler, die großen Fische. Sie lassen den Stoff, der in vielen Fällen ohnehin gestreckt oder verdünnt wird, testen und könnten dem Kunden anschließend gegenüber ein vom Land finanziertes Zertifikat vorweisen, wie rein die Ware tatsächlich ist“, sagt Zippel. „Drogenkonsum mit staatlichem Gütesiegel. Das ist irre.“ Das diese Befürchtung nicht ganz ausgeschlossen werden kann, räumt auch Ministerin Werner ein. „Einen Weiterverkauf“, heißt es in der Antwort der Landesregierung, „kann der Träger des Projektes nicht ausschließen.“