Mohring: „Schäfer unverzüglich und unbürokratisch entschädigen“
Erfurt – „Wenn wir die Thüringer Kulturlandschaft weiter pflegen wollen, brauchen wir die Schäfer. Ich will, dass dieser Beruf eine Zukunft hat.“ Das hat der Vorsitzende der CDU im Thüringer Landtag, Mike Mohring, am Dienstagabend bei dem von seiner Fraktion organisierten „Forum Wolf“ gesagt. Mohring forderte, die Schäfer müssten jetzt unverzüglich und unbürokratisch für alle Kosten – inklusive aller Folgekosten, die durch die Wolfsangriffe entstehen – entschädigt werden. Er betonte, die Union wolle eine offene Debatte über verantwortliche Wege in der Bestandsregulierung von Wölfen: „Wir sehen eine wachsende Sorge vor dem Wolf bei der Bevölkerung, vor allem wenn einzelne Tiere oder Rudel ihre Scheu vor dem Menschen und seinen Siedlungen verlieren. Deshalb dürfen die Menschen und besonders die Weidetierhalter in den ländlichen Gebieten nicht länger allein gelassen werden“, erklärte Mohring während der Veranstaltung im mit rund 250 Teilnehmern voll besetzten Plenarsaal. Langfristig müsse auch der europäische Schutzstatus für die Wolfsvorkommen in Deutschland überprüft werden. „Nur so wird es uns dauerhaft gelingen, ein Gleichgewicht zwischen der wachsenden Wolfspopulation, dem Schutz der Wild- und Weidetiere und dem Sicherheitsgefühl der ländlichen Bevölkerung herzustellen“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende.
Auch Mohrings Stellvertreter Egon Primas wandte sich direkt an die Landesregierung: „Es müssen jetzt die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden, um zukünftig Wolfsbestände regulieren zu können – und zwar bevor die Situation unbeherrschbar wird. Wir fordern die Landesregierung auf, eine Wolfsverordnung zu erarbeiten, die auch eine sogenannte Schutzjagd ermöglicht. Die Vergrämung und gegebenenfalls auch der Abschuss von Wölfen muss klar geregelt werden“, so der Fraktionsvize vor den teilnehmenden Jägern, Schäfern und interessierten Bürgern, die der Einladung der CDU-Fraktion gefolgt waren. 79 Rissopfer im laufenden Jahr und der Nachweis von sechs Wolfshybrid-Welpen zeigten deutlich, dass Erörterungsbedarf bestehe. Primas wandte sich gegen die fortgesetzte Verharmlosung des Wolfes durch „Wolfsromantiker“ wie auch durch die Spitze des Umweltministeriums.
Den Worten von Mohring und Primas folgte der Vortrag mit dem Titel „Wie sollen wir mit dem Wolf in unserer Kulturlandschaft umgehen?“ des emeritierten Universitätsprofessors Dr. Hans-Dieter Pfannenstiel. „Die auch von der Politik immer wieder gehörte Behauptung, der Wolf sei eine gefährdete oder gar vom Aussterben bedrohte Art, ist falsch. Es gab immer und gibt nach wie vor große vitale Wolfspopulationen auf der Nordhalbkugel“, so die Kernthese des Diplom-Biologen mit 40 Jahren Hochschultätigkeit an der TU Braunschweig und der FU Berlin. Danach gab Martin Görner Einblicke in seine jahrelange Tätigkeit als Leiter der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen: „Die Rückkehr des Wolfes nach etwa 100 Jahren in Deutschland birgt mehrere Probleme im Umgang mit dieser Tierart in der heutigen Kulturlandschaft. Wölfe haben ihre Daseinsberechtigung. Sie bedürfen des Schutzes und einer künftigen Bestandsregulierung“, erklärte der studierte Forstingenieur.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit den Referenten und Vertretern des Landesjagdverbandes sowie des Landesverbandes der Schafzüchter kristallisierte sich eine einhellige Position heraus, die Primas wie folgt zusammenfasste: „Der Wolf passt nicht zu der für die Thüringer Kulturlandschaft so wichtigen Weidetierhaltung. Die Existenz des Wolfes muss sich nach unserer Kulturlandschaft und dem Sicherheitsgefühl der ländlichen Bevölkerung richten – und nicht umgekehrt.“
Felix Voigt
Stellv. Pressesprecher