Tischner: „Bildungsministerium geht den einfachsten Weg“
Erfurt – In der Pandemie setzt die CDU-Landtagsfraktion im Thüringer Landtag auf die freiwillige Wiederholung von Schuljahren. „Wenn kaum Unterricht stattfinden und daher die Lehrpläne nicht abgearbeitet werden können, ist eine Ehrenrunde kein Makel“, so der Bildungspolitische Sprecher der Fraktion, Christian Tischner, nach der heutigen Sitzung des Bildungsausschusses.
"Es ist uns unverständlich, warum Minister Helmut Holter (Linke) weiterhin darauf setzt, dass auch in diesem Jahr alle Schüler, die das wollen, ihre Versetzung erhalten. Die Politik produziert eine Generation der Bildungsverlierer.“ Mit dieser Entscheidung wähle das Ministerium den für sich leichtesten Weg. Bei einer Versetzung aller Schüler müsse dieses die Rahmenbedingungen, unter denen Schule derzeit stattfindet, nicht verbessern und erspare sich Konflikte mit Eltern und Schülern. „In den Klassen allerdings wird diese Entscheidung verheerende Folgen haben.“ Schwache Schüler könnten über die Jahre vollständig den Anschluss an den Lernstoff verlieren und sich ihre Berufsbiografie beschädigen, bevor sie überhaupt richtig begonnen habe. Starke Schüler würden unterfordert, weil das allgemeine Niveau in der Klasse sinke. „Mit fast 10 Prozent Schulabgängern ohne Abschluss ist dies der höchste Wert seit zehn Jahren. Das verschärft sich durch die Aufhebung von Versetzungsentscheidungen noch mal zusätzlich“, warnt Tischner vor einem weiteren Jahr ohne Sitzenbleibern. „Negative Versetzungsentscheidungen sind keine Strafe, sondern ein pädagogisches Mittel, um den betreffenden Schülern neue Chancen zu eröffnen“, so Tischner, der vor seiner Abgeordnetentätigkeit selbst Lehrer gewesen ist. Wichtig sei in jedem Falle, dass coronabedingtes Sitzenbleiben nicht auf die erlaubte Höchstzahl an Wiederholungen von Schuljahren angerechnet werde.
Matthias Thüsing
Stellv. Pressesprecher