Tischner: Landesregierung muss neuerliche Pläne zur Inklusion auf Eis legen
Erfurt – „Die Lehrerinnen und Lehrer werden mit ihren Sorgen und Nöten allein gelassen. Auch 14 Jahre nach der Einführung des gemeinsamen Unterrichts von Kindern mit und ohne Behinderung fehlen an den Thüringer Schulen vielerorts die Voraussetzungen für eine gelingende Inklusion. Förderschulen werden an den Rand der Existenz gedrängt.“ Das erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Christian Tischner, zur heute veröffentlichten Forsa-Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). Eine Teilstichprobe ermöglicht erstmals einen Vergleich der Verhältnisse Mitteldeutschlands mit der Situation in Deutschland. Tischner forderte, neben dem inklusiven Unterricht auch Förderschulen in ausreichender Zahl zu erhalten. „Die bestmögliche Förderung für alle Kinder verlangt nach passgenauen Lösungen, die nicht in allen Fällen im gemeinsamen Unterricht zu finden sind“, ist der Bildungspolitiker überzeugt. Das aktuelle Strategiepapier der Landesregierung sieht indes die Abschaffung von circa 80 % der Förderschulen in Thüringen vor. Notwendige Verbesserungen der Rahmenbedingungen durch zusätzliches Personal und Sachmittel für den inklusiven Unterricht beinhaltet das Papier jedoch nicht.
Dabei zeigt sich, dass in Mitteldeutschland die Rahmenbedingungen für eine inklusive Beschulung von Kindern mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf noch schlechter sind als im Bundesvergleich. So geben 88 Prozent der Befragten an, dass beim Hinzukommen eines Kindes mit Unterstützungsbedarf die Klassenstärke gleich geblieben oder sogar vergrößert worden ist. Bundesweit sagten das nur 65 Prozent. Aber vor allem fehlen an den Schulen die geeigneten Räume für eine inklusive Beschulung. Während im Bundesschnitt 57 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer angeben an ihren Schulen über Räume für Kleingruppen zu verfügen, kommen die Lehrer in Mitteldeutschland gerade einmal auf 37 Prozent.
Hinzu kommt, dass die Lehrerinnen und Lehrer bundesweit schlecht auf die Inklusion vorbereitet sind. Es fehlt an Angeboten der Aus- und Fortbildung und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams ist in Mitteldeutschland schlechter als im Bundesdurchschnitt. Die Folgen daraus sind, dass sich die Lehrer bei der Umsetzung der Inklusion allein gelassen fühlen, denn 77 Prozent der Befragten in Mitteldeutschland wünschen sich eine dauerhafte Doppelbesetzung in den Klassen. Daneben spricht sich eine überwältigende Mehrheit der Pädagogen(98 Prozent) für den Erhalt von Förderschulen aus. 58 Prozent davon sogar für den Erhalt aller Förderschulen in Mitteldeutschland.
Die CDU-Fraktion unterstützt daher die Forderungen des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die Gelingensbedingungen für die Inklusion an den Schulen zu verbessern. Wird Inklusion in Thüringen weiter ohne Rücksicht auf die Gelingensbedingungen vorangetrieben, schadet das Kindern und Lehrern in Thüringen. Die Landesregierung ist hier gefragt. Sie muss die Pädagogen in diesem Prozess begleiten und unterstützen, aber vor allem muss sie auch die Grenzen einer gelingenden Inklusion respektieren.
Kristina Scherer
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit